Performance
»Vor jedem Scheibenwechsel Klangprobe vornehmen...«
Abschlussperformance der 1. Internationalen Orchesterakademie Dortmund
Mitglieder der Staatlichen Philharmonie Brasov (Kronstadt), Rumänien
Ovidiu Dan Chirila, Dirigent
Mitglieder des »Theater im Depot«
Christian Jendreiko, Regie
Birgit Götz, Choreographie
Regine Birkner, Sophie Hausdorf, Gabriele Musebrink, Kerstin Weyand, Malerei
Hans-Joachim Heßler, Künstlerische Gesamtleitung
31.10.1997
Theater im Depot, Dortmund
Die wechselvolle Geschichte der FILHARMONICA »G. DIMA« BRASOV (Staatliche
Philharmonie Kronstadt, Rumänien) reicht zurück bis ins 18. Jahrhundert. Schon 1756 wird
von einem Collegium musicum berichtet, das sich in der Hauptstadt Siebenbürgens großer
Popularität erfreut. 1878 tritt die »Philharmonische Gesellschaft Kronstadt«
erstmals an die Öffentlichkeit. Auf semi-professionellem Niveau wird dieses Orchester
zum regionalen Wegbereiter der symphonischen Musik.
Unter Leitung des Pianisten, Komponisten und Dirigenten Paul Richter weitet sich nach
dem 1. Weltkrieg der Wirkungskreis auf ganz Rumänien aus. 1949 geht das Orchester in
staatliche Trägerschaft über. Der nunmehr professionelle Klangkörper »Staatliche
Philharmonie Kronstadt« vervollkommnet in den Folgejahren sowohl Repertoire als
auch musikalische Leistungsfähigkeit und entwickelt sich zu einem der führenden Ensembles
Südosteuropas.
Von Hans-Joachim Heßler wurden die Werke Le Différend XVII und Le
Différend XXIII ausgewählt, beide aus einer offenen Reihe von Orchesterwerken
in unterschiedlichen Besetzungen. Der Titel ist an Anlehnung an das gleichnamige Hauptwerk
des französichen Philosophen Jean-François Lyotard gewählt, der ein Fortkommen nur
im Widerstreit (franz. différend) sieht.
In Le Différend XVII treten nach einer »schönen« Streichereinleitung
die Bläser hinzu und eröffnen den Diskurs zwischen den beiden Instrumentengruppen. Dieser
»Widerstreit« setzt sich durch das ganz Stück hindurch fort. In einem
aleatorischen Mittelteil wird jedem Instrument die Möglichkeit gegeben, den HörerInnen
eine eigene Diskursart anzubieten, allerdings sind diese Diskursarten nicht frei von
Zwängen, so haben sie sich beispielsweise an der auskomponierten Trompete zu orientieren.
Klangbeispiel
In Le Différend XXIII kontrastieren prägnante Rhythmen mit Klangverschiebungen,
innerhalb derer die Instrumentengruppen im Diskurs zueinander stehen. In diesem mal harmonischen,
mal disharmonischen Klanggeflecht stehen sich bis zu neun Diskursarten gegenüber, in den
rhythmisch geprägten Teilen sind es derer zwei. Hier »streiten« sich die
Instrumente der tieferen Lagen mit denen der höheren.
Klangbeispiel